![]() ![]() ![]() PLOTS & NEWS Die Wahl beginnt und viele Gesichter sind schon Anwesend. Unter anderen hat sich Prinz Maxon eingefunden, der nun auf der Suche nach seiner Prinzessin ist. Werft hierfür einen Blick in unser Gesuche, vielleicht seit ihr Ja die eine auf die er Wartet. WELCOME TO SELECTION Die Chance deines Lebens? 35 perfekte Mädchen und eine von ihnen wird erwählt. Sie wird Prinz Maxon, den Thronfolger des Staates Illeá, heiraten. Für eine von den schönen Mädchen ist das die Chance, aus einer niedrigen Kaste in die oberste Schicht der Gesellschaft aufzusteigen und damit ihre Familie aus der Armut zu befreien. Doch zu welchem Preis? Will sie vor den Augen des ganzen Landes mit den anderen Mädchen um die Gunst eines Prinzen konkurrieren, den sie womöglich gar nicht begehrt? Wie würdet ihr euch entscheiden wenn ihr dieses eine Mädchen wärt? Kommt in eine Welt voller Intrigen, Chancen und die Wahl zwischen Herz und Kopf zu treffen. |
|


Die Türme des alten Schlosses glühten in blutroten Farben auf, nachdem das Gold langsam schimmernd verschwand. Getränkt in den Farben des Blutes viel das Licht durch die Fenster des großen Anwesens und warf lange Schatten über die dunklen Böden. Mit beginn des Sonnenuntergangs, schien das Geheimnis innerhalb der Wände zum Leben zu erwachen. Ein rauschen ging durch den Wald der das kleine Städtchen Aurora Skys umgab. Für einen Moment nahm man der 500 Seelengemeinde den schillernden Namen ab. Doch als das letzte Licht der Sonne hinter dem Horizont verschwand und nur noch ein Schimmer des roten Himmels blieb, verschwand damit auch die einladende Wärme. Die Straßen waren Menschenleer. Nicht ein Mal Tiere schienen sich hinaus in die offene Welt zu trauen. Eine Geisterstadt in dessen Schatten etwas Unheilvolles lauerte. Sie türmen sich die Wände hinauf auf der Suche nach einen Weg in die verriegelten Häuser. Diese einzigartige und zugleich furchteinflößende Stille in dem die Gedanken mit den Schwachen Gemütern durchgehen, wird von einem einzelnen Geräusch schäbig durchbrochen. Einem Automotor eines Bentleys, in unauffälligem schwarz. Die Scheinwerfer suchen ihren Weg durch die Schatten und vertreiben sie. Als der Fahrer auf das Schild „Goodbye Aurora Sky“, trifft, bäumt sie die Dunkelheit für einen Moment auf. Sie wird zu einer Mauer und zerschellt. Als das Auto in der Ferne verschwindet fügt sich die schwarze Mauer wieder zusammen und wird zu Luft. Getragen vom Wind schwebt sie wie ein böser Geist um die Stadt und hält das was von ihr beherrscht wird Gefangen.
„Wie ist der Name des Kindes?“, die Dame hinter dem Schreibtisch beäugt misstrauisch den alten Mann. Das Lächeln was eher wie die gezwungene Fratze eines Phantoms wirkte, war seit der kurzen Begrüßung nicht mehr aufgetaucht. Mit scharfem Blick verfolgte die Dicke Heimleiterin jede Bewegung von Mr Monroe, wie er sich vorgestellt hatte. Eindeutig ein Englischer Name.
„Lilly Evans“, erhob der grauhaarige Mann mit Ansatz von schwarzen Kotletten, die an seine frühere Haarfarbe erinnerte, die Stimme. Die Wurstartigen Finger der Leiterin hämmerten kurz mit hastiger Gewalt die Tasten in die Mulden um dann die Wundwinkel zu verziehen. Der Mann schien das jedoch völlig zu übergehen. Sein Gesichtsausdruck spiegelte in jeder Weise seine Überzeugung wieder. Er würde bekommen was er wollte, egal wie viele Mundwinkel verzogen und Augen verdreht wurden.
„Und sie stehen in welche verwandtschaftlichen Beziehung zu dem Mädchen?“, fragte Mrs Palerose scharf und richtete die angriffslustigen braunen Augen auf den Mann.
„Ich bin ihr Onkel, Väterlicher seitens“, wurde schwach von der anderen Seite des Tisches erwähnt „Hören sie mein Anwalt hat ihnen schon alle Papiere und Rechtsmäßigen Beweise zugeschickt, ich sehe keine Grund das hier länger als nötig in die Länge zu ziehen. Kann ich sie nun mitnehmen?“, raunte Ikarus Monroe und stand auf, indem er sich auf seinen Stock stützte. Diese Bewegung wirkte mehr wie ein erhabener König, der sich von seinem Thron erhob und weniger wie die eines Alten, der zum aufstehen seine Gehilfe brauchte. Mrs Palerose verschränkte missmutig die Arme. Sie hatte schon von solchen Fällen gehört. Alte Reiche Säcke die kamen um Junge Mädchen aus Waisenhäusern mitzunehmen um perversionen zu stillen, aufgrund von zu viel Geld und Langweilige. Jedoch hatte Mister Monroe, der jetzt mit pikierten Blick die Augen durch den Raum schweifen ließ, laut Papier das Recht die junge Lilly mitzunehmen und damit das Gesetz auf seine Seite. Jetzt konnte nur noch das Mädchen selbst verhindern das sie von hier in die Unsicherheit mitgenommen wurde. Aber die Heimleiterin hielt für die richtige entscheidung und Weisheit, nicht ihre Hand ins Feuer.
„Folgen Sie mir“, brummte die dicke Frau nach dem hin und her in ihrem Kopf und erhob sich mit ihren 40 Jahren schwermütiger, als der nicht mehr ganz so junge Mann vor ihr. Schnaufend umrundete sie den Schreibtisch und ließ das karge Büro aus dem Ausverkauf hinter sich und führte den reichen Pinkel durch stille Gänge. Irgendwo in der Ferne waren leise Rufe von Kinderstimmen zu hören. Zwei Türen aus Glas mit braunen Rahmen durchquerten sie, ehe Mrs Palerose zusammen mit Mr Monroe in einem großen Raum kam. Er war zwar nicht so kahl wie die Wände auf den Fluren aber von ebenso billigen Möbeln eingerichtete wie das Büro der Heimleiterin. Für mehr Luxus fehlte das Geld, was traurig für die Kinder war. Jedoch hatte man mit ein paar bunten Bildern und wenigen Blumen versuchte ein Kind gerechtere Stimmung zwischen den hellen Holzmöbeln zu bringen. An einem kleinen Quadratischen Tisch mit 4 Stühlen saß Lilly und schien schon zu warten. Mr Monroe lächelte nicht als er das Mädchen erblickte. Im Gegenteil schien etwas zu verschwinden als er zu dem blonden Mädchen sah.
An den Fensterscheiben des edlen schwarzen Bentleys glitten die Schatten der Nacht vorbei. Schweigsam war Flug und Fahrt vorüber Gegangen ohne das Mr. Ikarus Monroe auch nur ein Wort zu seiner Nichte gesprochen hatte. Eine eiserne Distanz, erzeugt durch froste Stille und abschweifende Blicke von Ignoranz stand zwischen den beiden unbekannten Menschen. Nichts erinnerte daran das womöglich das selbe Blut durch die Adern floss. Die Rückbank des Autos war zu einem Ort verkommen an dem selbst der Luxus unbequem wirkte. Die Steife Haltung wich nicht einer Sekunde dem Mann im Champagnerfarbenen Anzug, dessen Mine ohne Ausdruck und mit durchdringlichen Augen hinaus in die Ferne starrte. Es blieb ein Rätzel warum er das Mädchen mit sich nehmen wollte, wo mehr als offensichtlich auffiel, das er mit dem jungen blonden Geschöpf, das sich ganz am anderen Ende des Sitzes zum Fenster drückte nichts zusagen hatte. 24 lange Stunden quälten sich hinweg durch unangenehmes Schweigen. Nur ab und an Räusperte sich der alte Mann und ließ seine Finger über den Stock gleiten den er niemals losließ. Er klammerte sich an das mahagonifarbene Holz wie an einen Rettungsreifen.
Erst als ein weißes Schild mit den Worten „Welcome to Aurora Skies“ sich zwischen dichten Tannen erhob, kam leben in den Mann mit Aschweißen Haar „Ah wir sind gleich da“, murmelte er und warf einen kurzen Blick auf das blonde Mädchen. Für eine Sekunde erschien der beunruhigter Blick aus New York, erneut auf seine Mine. Dieses mal öffneten sich sogar die Lippen, als würde er ihr etwas sehr wichtiges sagen wollen. Doch nicht ertönte. Ikarus blieb stumm und als sie das Schild hinter sich ließen zuckte es durch seinen Körper. Soeben hatte sie das passiert was wie ein dunkles Geheimnis die kleine Stadt in Leeds umgab. Ein paar ;inuten später war Ikarus Mine wieder wie versteinert und der Ausdruck kam einem glasigen Toten gleich. Nur die Hand die den Stock hielt umklammerte den silbernen Griff, gefertigt aus einem glänzenden Metall in Form eines Adlers der die Flügel ausbreitete, fester.
Was auch immer es gewesen war, dass ihn so aus der Fassung brachte jedoch nicht wagen konnte auszusprechen, schien nun Endgültig zu sein und der so autoritäre Mann nicht mehr ändern zu können. Ab hier lag Lillys Schicksal nicht mehr in seiner Hand.


Wie lange lebte sie schon hier? Zehn Jahre. Vielleicht auch schon länger, wenn man sich eingesperrt fühlt, dann vergeht die Zeit schleppender. Wahrscheinlich hatte sie ihr ganzes Leben hier verbracht, auch wenn immer wieder glückliche Erinnerungen in ihrem Kopf auftauchten. Bilder, in denen sie noch Eltern hatte. Eine kleine glückliche Familie – gesprengt durch einen Unfall. Einen Unfall, der ihr beide Eltern genommen hatte und sie in ein Waisenhaus verfrachtet hatte. Seitdem fristete sie hier ein Leben. Liebe und Zuneigung? Hatte sie nie wirklich kennengelernt. Die Bilder, die auftauchten? Wahrscheinlich nur Fantasiegebilde. Man hatte ihr gesagt, sie war mit drei hier her gebracht worden. Wer erinnerte sich denn bitte an Szenen, die er mit zwei erlebt hatte? Ihr Herz sank für einen Moment wieder in ihre Kniekehlen.
Doch dann erinnerte sie sich, warum sie eigentlich hier so verlassen sah. Sie würde heute abgeholt werden. Ein Onkel würde sie zu sich holen, was ihr eine leichte Gänsehaut bereitete. Nie im Leben hätte sie geglaubt, dass sie vor ihrem 18. Geburtstag diese kalte Hölle verlassen konnte. Und nun saß sie adrett hergerichtet hier. Ihre blonden Wellen fielen ihr über die Schultern, während sie abwesend aus dem Fenster starrte. Das hellblaue Kleid schmeichelte ihrem Körper, den sie selbst nicht einmal wirklich kannte. Sie war für sich selbst wie eine Fremde. Ein sechzehnjähriges Mädchen, was sich selbst nicht kannte. Nie geküsst wurde. Selbst in ihren Büchern waren die Mädchen um einiges fortschrittlicher. Leise seufzte sie auf und senkte ihren Blick wieder gegen den Boden. Nun wurde sie aus dem einzigen Umfeld gerissen, was sie kannte. Wurde zu einer Familie gebracht, die ihr unbekannt war. Würde bei Leuten leben müssen, die sich die letzten 14 Jahre auch nicht um sie gekümmert hatten. Warum ausgerechnet jetzt? Was war nur passiert, damit sich die Menschen, die ihre Familie waren, sich wieder an sie erinnerten? Und wollte sie überhaupt wissen, was geschehen war. Sollte sie es doch viel lieber genießen, von nun an nicht mehr diesen Fraß hier essen zu müssen und in den „Betten“ schlafen zu müssen, die sich wie Steinplatten anfühlten.
Viel mehr Zeit blieb ihr nicht, denn sie konnte die schweren Schritte von Mrs. Palerose vernehmen. Für einen Moment schloss sie die Augen und zwang sich zum Durchatmen. Niemand wollte ihr etwas Böses. Niemand wollte sie quälen. Als die Schritte verstummten, sah sie mit ihren grünen Augen das erste Mal den Mann, der ihr Onkel sein sollte. „Lilly, wenn du mir folgen würdest.“, waren die letzten Worte, die sie von der Heimleiterin hören würde. Jetzt würde sie diese Anstalt verlassen und nie wieder zurückkehren. Zumindest hoffte sie das.
Ihr Körper fühlte sich müde und ausgelaugt, doch ihr Geist war wach. Auch wenn das Wort Unbehagen nur so zwischen den beiden schwebte, konnte sie ihre Neugierde nicht verstecken. Man hatte ihr beigebracht, dass man nicht neugierig war. Dass es schlecht für den Charakter war. Aber sie war das erste Mal in ihrem Leben geflogen und dass dieses Auto viel Geld gekostet hatte, dessen war sie sich sicher. Kurz schielte sie zu dem Mann, der vorgab ihr Onkel zu sein. Immer wieder versuchte sie ein paar Ähnlichkeiten zu finden zwischen den beiden, doch das blieb ihr verwehrt. Er erinnerte sie nicht mal annähernd an sie selbst. Eher wirkte er, als ob er den Stock, an den er sich klammerte, auch nochmal in seinen Hintern geschoben hatte. Wie konnte man nur die ganze Zeit so steif dasitzen? Lilly taten schon die Knochen von dem Flug weh, wenn sie sich jetzt noch so hinsetzen müsste, würde sich wahrscheinlich ihr ganzer Körper vollständig verabschieden.
Daran wollte sie aber nicht denken. Sie war diesem Mann immerhin auch dankbar, er hatte sie aus der Hölle befreit und schickte sie in diesem Auto in ein neues Leben. Ob ihr dieses gefiel, war da doch eher Nebensache. Alles war besser, als wie ein verlassenes Kind in einem Waisenhaus zu sitzen. Als sie die ersten Worte von ihm vernahm, drehte sie sich schon beinahe mechanisch um und blickte ihn an. Seine Augen schienen wie verschleiert, doch nachdem er seine Worte ausgesprochen hatte, verstummte er wieder und verfiel in den Zustand einer Schaufensterpuppe. Es war das einzige Beispiel, was dem jungen Mädchen dafür einfiel.
Leicht seufzte sie und stürzte die leicht geröteten Lippen, ehe sie ihren Blick wieder der Natur entgegen wandte. Es war so wunderschön, dass sie schon beinahe den Drang hatte, diese Gegend zu zeichnen. Es war etwas, was ihr scheinbar im Blut lag. Seitdem sie denken konnte, hatte sie immer Papier und Stifte dabei gehabt. Früher hatte sie auch mal mit Kohle gezeichnet, aber das hatte ihr irgendwann zu düster und mystisch gewirkt. In ihrer Zeit im Heim wollte sie aber lieber die Farben sehen, die sie in ihrem Alltag nicht mal erträumen konnte.
Zwischen dem ‚Wir sind gleich da‘ und dem wirklichen Erscheinen eines Tores lag eine weitere Stunde in dem Bentley. Das Tor, welches sie in diesem Moment passierten, war schwarz und riesig. Genau wie die Mauer. Als ob man darin etwas eingesperren wollte, was partu nicht nach draußen gelangen sollte. Doch sie hatte einfach zu viele Krimis gelesen, als ob jemand wirklich so etwas im Keller hatte. Je länger die Auffahrt wurde, desto verkrampfter wurde auch das junge Mädchen. Das hier war bald ihr neues Zuhause. Sie wusste nicht mal, wo sie hinrennen sollte, wenn ihr der Sinn nach einer Flucht stand. Aber warum sollte sie auch von hier flüchten wollen? Es war nun ihr Leben, mit wahrscheinlich mehr sozialer Sicherheit, als sie es sich je hätte erträumen können.
Wieder hörte sie ein Räuspern hinter sich, weshalb sie unweigerlich ihren Rücken durchstreckte. Sie nahm ebenso eine steife Haltung an, während sie noch immer aus dem Fenster starrte. Die Bäume, die die Straße säumten wurden immer weniger. Doch ein erneutes Räuspern ließ sie den Blick beschämt zum Boden wenden. Neugierde wird immer bestraft, hieß es immer so schön. Oder besser, es war ein Spruch, den Mrs. Palerose geprägt hatte. Jedes Mal, wenn eine Familie in das Waisenhaus gekommen war, um ein Kind zu adoptieren. Und das war nicht oft vorgekommen. Denn wer wollte schon ein Kind, das eine Geschichte hatte – trauriger als das ganze Leben? Leicht atmete sie aus, bis sie merkte, dass der Wagen anhielt. Ein Kribbeln zog sich durch ihren ganzen Körper, als sie nun Schritte auf dem Kies hörte. Ihre Familie hatte Geld. Aber erst als sie aus dem Bentley stieg, merkte sie eigentlich wie viel. Denn ein Schloss eröffnete sich vor ihren Augen, was sie etwas zurücktaumeln ließ. Diese Gewaltigkeit, die von diesem Gebäude ausging, erschlug sie beinahe. Deshalb merkte sie nicht einmal, wie sehr der Wind an ihren Haaren und an ihrer Kleidung zerrte. Wie sollte sie auch, sie würde ab heute ihr Dasein in einem wahrlichen Schloss verbringen!





Aurora Skies hatte genau 567 Einwohner, wurde aber dennoch als Stadt betitelt weil es hier eine Grund sowie eine Gesamtschule gab. Bis heute verstand man jedoch nicht warum diese nicht schon längst geschlossen worden war. Außer den Ureinwohnern die ihre Kinder dort hinschicken, ließ man den Nachwuchs lieber in Wellys 20 Kilometer entfernt auf das Internat gehen. Dort gab es nicht nur besseres Schulessen in den Kantinen und eine ausreichendes Angebot an Club und Freizeitaktivitäten, sondern man hatte auch das Gefühl das bis dort der Einfluss der Monroes nicht hinreichte. Alles, jedes Haus, jeder Garten, jedes Geschäft, ja jedes Grundstück war der Besitz der alten englischen Familie die Angebliche Nachfahren der Königin Victoria sein sollten. Nur ein einziges fleckchen Erde war davon ausgenommen und das war ein kleines, nicht größer als ein Gartenhäuschen, am anderen Ende des Dorfes. Da wo der dichte Wald begann, hauste eine alte Frau Namens Daisy May. Die verrückte Daisy May. Jeder hielt sie für eine Geisteskranke und das nicht nur weil sie besonders schaurig aussah. Niemals verließ sie ihr Haus. Daisy war der festen Ansicht, das jeder Boden auf den Monroe geschrieben stand verflucht war. Von ihren Gartenzaun aus reckte sie stehts ihren faltigen Hals und warf düstere Blicke der kleinen Standt zu. Ab und an, wenn man lange genug blieb und die Sonne begann langsam hinter den weitläufigen dunklen und dichten Wald zu verschwinden, konnte man sie auch sehen wie sie sich im Morgenmantel und dicken Schals um den Hals geschlungen hinaus in den Garten wagte um das bisschen Gemüse zu ernten, von dem sie anscheinend lebte. Das ausgezerrte Gesicht und die tiefen dunklen Schatten unter den alten Augen ließ sie in Kombination mit den weißen zerzausten Haaren, wie eine Hexe aussehen. Die Hexe von Leeds, so nannte man sie. Was aber keiner der Dorfbewohner wusste war, das Daisy von den Dingen wusste die hinter den verschlossenen Türen von Monroe Place passierten. Sie kannte den Fluch, der an dieser alten Familie zerrte und sie kannte IHN. Den Anfang von der grausamen Wahrheit über die mächtige Familie. Doch selbst wenn sie die Geheimnisse offenbaren würde, eines Tages beschließen würde in die Kneipe zu gehen und alles zu berichten, keiner würde ihr auch nur ein Wort davon glauben.
Als der Wagen quietschend neben dem Brunnen hielt, der inmitten des runden Hofes stand, wurde die Tür sofort geöffnet. Eine alte Frau mit ordentlichen hochgestecktem Schneeweißen Haar, zusammengehalten von genau drei Nadeln, stand mit erhobenem Kopf in der Tür. Die Hände hatte sie in feiner Manier gefaltete. Im hellen Licht schimmerte ein Tannengrünem Rock und die weißer Bluse, dessen Farbe leicht gräulich wirkte und ließ sie daher wie eine alte Contess aus dem 17 Jahrhunderts wirken. Doch trotz der alten Aufmachung war ihr lächeln offen und warm. Die braunen Augen fixierten die Bewegungen um den Wagen, als Ikarus Monroe mit Lilly Evans an der Seite zur Tür des gewaltigen alten Anwesens trat. Aufmerksam musterte sie das blonde Mädchen.
„Herzlich Willkommen auf Monroe Place meine liebe. Ihr seit etwas spät für das Abendessen aber ich werde Libby sagen das sie dir noch was warm machen soll“, begrüßte sie das Mädchen und trat zur Seite. Man ließ dem blonden Kind den vortritt das mit großen Augen in eine prunkvolle Halle aus edlem altem Holz und Marmor betrat. Aufwändige Schnitzereien zierten Säulen und an der Decke räkelten sich halbnackte Engel zwischen einem prunkvollen Kronleuchter.
„Ikarus“, raunte die alte Dame als der Mann die Tür passierte und wandte sich zu Lillys Onkel „Er will dich sehen. Sofort“, murmelte sie und für einen Moment warfen beide einen Blick auf das blonde Mädchen
„Hm“, kam als knappe Antwort des sehr Wortkargen Mannes und lief eine Treppe hinauf die sich in wendelartiger Form nach links hinaufstreckte. Kaum das Ikarus der barschen und knappen Anweisung gefolgt war legte sich eine warme Hand auf die Schulter des Mädchens „Mach dir nichts aus ihm. Ikarus gehört zu den verbitterten alten Männern, die immer schimpfen das damals alles besser war“, lächelte sie. Aus irgendeinem Grund nahm man ihr das alter welches sich durchtiefe Falten zeigten, nicht ab. Sie stellte sich mit einem glasklaren Englisch, als Madame Luise Altmann vor. Luise war eine aus Deutschland stammende Frau, wie sie Lilly auf den Weg durch das Haus erzählte. Während des zweiten Weltkriegs nach England geflüchtet war. Ihre Kinder und den Mann hatte so in KZ verloren und so, diente sie nun schon seit über 50 Jahren als Witwe der Familie Monroe. Bei den Wort dienen bekam ihr Gesicht einen Zug, der verriert das sie stolz auf diese Tatsache war. Zusammen mit ihr geleitete sie Lilly durch dunkle Gänge mit schweren Vorhängen und alten Rüstungen, Statuen und anderen Sammlerstücken, durch das Haus bis in die Küche.
Angekommen zwischen noch mehr altem Holz, nahm sie erneut Haltung an. Ihre Hand die seltsamerweise faltenfrei war, wies auf eine große Kochinsel hin, hinter der ein Mädchen stand und mit breitem Grinsen zu warten schien.
„Ich weis dass du aus America kommst und ihr dort anders esst als wir“, ihre Stirn begann Falten zu ziehen und mit grüblerischem Ausdruck begann sie Lillys Figur zu mustern. „Aber du scheinst keines der Fast Food Kinder zu sein, also hoffe ich, dass dir ein ordentlich englisches Abendessen schmecken wird. Falls nichts werden wir Pizza von Rafael hohlen“
Kurz herrschte Stille und Louise schien auf eine Antwort zu warten, doch Lilly verpasste den Zeitpunkt für eine Reaktion. Die alte deutsche Dame lächelte Milde und schien Nachsicht zu haben
„Schon gut, es war eine lange Fahrt und mit Ikarus war sie bestimmt doppelt so ermüdend. Falls du keinen Hunger hast wird dir Libby dein Zimmer zeigen“, und endlich trat das Mädchen hinter der Kochinsel hervor und stellte sich Lilly gegenüber.


Für Lilly war das hier alles wie ein Märchenschloss. Wie viele Geheimnisse wohl in diesen Mauern lagen? Versteckt? Wie viele Räume darin sein mussten! Sie freute sich schon jetzt auf die Erkundungstour. Die Müdigkeit, die sie noch vor wenigen Minuten empfunden hatte, schien wie verflogen zu sein. Denn ihre Neugierde war wieder geweckt, ihr Drang alles zu erkunden ach. Wahrscheinlich würde sie ihr Onkel bald wieder rausschmeißen, wenn sie sich nicht angenehm verhielt, doch wie sollte sie mit dem ganzen Luxus, der da vor ihr stand, klar kommen? Immerhin war sie weder ein eigenes Zimmer noch etwas Besonderes gewöhnt. Sie hatte ihr Leben bisher in einem elendigen Waisenhaus verbracht! Doch das Leben war nun vorbei.
Ihr Blick wandte sich zur nun geöffneten Tür. Die Frau, die im Türrahmen stand, erinnerte sie irgendwie an eine Lehrerin. Doch keine von der Sorte, die sich die Prügelstrafe zurückwünschte. Sie wirkte nett und auch irgendwie einladend. Als ob sie ihr den Aufenthalt hier so schön wie möglich gestalten wurde. Mittlerweile fühlte sie sich immer mehr wie in einem kleinen Paradies, was nur für sie geschaffen wurde. Sie nahm die Begrüßung zwar wahr, doch war ihr Blick staunend in die riesige Eingangshalle gerichtet. „Hallo.“, flüsterte sie leise. Wahrscheinlich hatte sie die Frau jetzt mit ihrer plumpen Art geschockt, aber sie war viel zu fasziniert von dem dunklen Holz. Es wirkte alles wie aus einem Spielfilm von vergangenen Zeiten. Es würde sie nicht wundern, wenn ihr gleich ein paar Mädchen aus dem 19. Jahrhundert entgegen kommen würden und lachend mit ihren langen Kleidern durch die Eingangshalle spazieren würden. Denn genau so wirkte hier alles.
Als sie die Hand auf ihrer nackten Schulter spürte, zuckte sie etwas zusammen und bekam eine Gänsehaut. Schnell zog sie ihr Kleid wieder hoch und musste bei den Worten leicht lächeln. „Ich bin froh, dass er überhaupt ein Wort mit mir gewechselt hat.“, gab sie nun leise zu. Doch eigentlich wollte sie viel mehr über ihre Familie erfahren! Sie wollte alles in sich aufsaugen. Sie würde sämtliche Familienhistorien lesen, falls es welche geben sollte. Denn genau das klang für sie einfach nur passend und angemessen.
Für einen kleinen Moment musterte sie dann die ältere Dame. Luise Altmann. Sie wirkte wie eine Hausdame, froh hier zu sein. Mit einem Lächeln auf den Lippen folgte sie ihr durch die Gänge. Doch ihre Augen konnten gar nicht alles in sich aufnehmen, was sie in diesem Moment zu sehen bekam. Altes Holz mit wunderschönen Schnitzereien. Bilder, die wahrscheinlich die Familie zeigten. Wieder andere Gemälde, die das Schloss zeigten, durch dessen Gänge sie in diesem Moment wandelte. Auch wenn sie jeden noch so kleinen Zentimeter in sich aufnahm, hörte sie trotzdem der Frau zu, die nun einen Teil ihrer Lebensgeschichte erzählte. Ein trauriges Lächeln breitete sich auf den Lippen der Blondine aus. Ihr Leben war nicht leicht gewesen. Man sollte kein Kind verlieren müssen und erst recht nicht durch so eine grauenhafte Art und Weise. Sie kannte sich relativ gut aus mit dem zweiten Weltkrieg und dem Nationalsozialismus. Bücher wie ‚Nackt unter Wölfen‘ hatte sie mehr als einmal gelesen und hatte so einen Eindruck bekommen, wie es wirklich gewesen sein musste damals. Nur dass es in der Realität tausendmal schlimmer gewesen sein musste. Denn solch eine Grauenhaftigkeit konnte sich kein Mensch auch nur vorstellen, wenn man sie nicht selbst miterlebt hatte.
Sie wurde für einen Moment aus ihren Gedanken gerissen, als sie plötzlich in der geräumigen Küche standen. Sie sah sich um und merkte erst, dass sie angesprochen worden war, als sie die Blicke von beiden Frauen bemerkte. „Ich.. Es tut mir leid, ich komme mir vor wie in einem Traum. Oder in einem alten Film.. Ich..“, meinte Lilly nun und stand dann wieder sprachlos da. Zuckte nur etwas mit den Schultern, ehe sie dann Libby mit einem offenen Lächeln ansah. Sie grinste übers ganze Gesicht – wobei es sogar ehrlich wirkte. Das machte ihr das Mädchen nur noch sympathischer. Sie hasste Menschen, die ihr etwas versuchten vorzuspielen, nur um letztendlich einen Vorteil davon zu tragen. Dann würde sie sich immer am liebsten an den Kopf fassen und sie mit einem Stuhl schlagen. Direkt ins Gesicht.
Für einen Moment begann sie dann wieder zu Lächeln. „Mrs. Altmann, ich muss mich bei ihnen bedanken, sie haben es mir um einiges leichter gemacht als mein Onkel.“, meinte sie und biss sich leicht auf die Unterlippe, als ob sie in diesem Moment etwas Falsches gesagt hatte. Deshalb wandte sie auch schnell den Blick ab, und blickte Libby an. „Falls es dir nichts ausmacht, würde ich wirklich gerne etwas essen. Ich habe das Gefühl, dass ich jeden Moment verhungere.“, gab sie nun leise zu und eine leichte Röte trat auf ihre Wangen.
Eigentlich hatte sie kaum Hunger, die ganze Situation schnürte ihr den Magen zu. Doch sie wollte auch nicht unhöflich sein und das Essen verschmähen. Wahrscheinlich wurde immerhin für sie mitgekocht, da wollte sie es auch nicht verkommen lassen. Mit ruhigen Schritten ging sie auf die Barhocker zu und setzte sich an den Tresen. „Können Sie mir etwas über meine Familie erzählen? Nur irgendwas. Von mir aus auch etwas unbedeutendes.“, meinte die Blondine dann schon beinahe flehend. Sie sehnte sich einfach nur nach ein paar Infos über ihre Familie, von der sie bisher nichts wusste. Sie kannte ja nicht mal mehr ihre Eltern. Wusste nicht mal, wie diese aussahen. Ob Bilder von den dreien existierten? Und wo hatte sie gewohnt, bevor sie im Waisenhaus in New York gelandet war? Kannte ihre Familie sie überhaupt? So viele Fragen schwirrten durch ihren Kopf, doch sie fand keine Antwort darauf. Zumindest fand sie alleine keine Antwort darauf, doch vielleicht konnten ihr die Menschen hier helfen, ein paar Dinge zu erfahren. Ihr war es egal, dass sie neugierig war in diesem Moment. Es war ihre Familie und sie wollte nur das wissen, was fast jeder andere Mensch auf dieser Welt auch von seiner Familie wusste. Sie wollte genauso ein normales Leben führen. Aber wie sollte ihr das möglich sein in so einem riesigen Schloss?





Libby Grant war eine wahre Rarität. Nicht weil sie etwa besonders hübsch, oder gar sehr talentiert wirkte. Es war ihre Art die Dinge zu sehen und sie anzugehen, das sie zu einer ungewöhnlichen Seltenheit machte. Steht’s zierte ein übergroßes Grinsen ihr Gesicht, dass sie aussehen ließ wie eine wonnepoppige Puppe. In Aurora Skies hatte die Allgemeine ländliche Einöde so um sich gegriffen, das die Depression nun nicht nur die alten beherrschte, sondern auch die jungen Leute. Man versuchte zwar es mit viel Etikette und gekünstelter Höflichkeit zu kaschieren, jedoch war das letzendlich vergebens. Inzwischen verblich das falsche Bild und langsam wurde den ersten Bewohnern bewusst, dass wahre Lebensfreude hier nicht mehr zu finden sein würde. So war es nicht nur Lusie, die immer wieder die Stirn runzelte wenn sie das fröhliche Lachen des jungen Hausmädchens sah. Mit wachsamen Blick beobachtete sie wie das dunkelblonde Kind mit hüpfenden Locken vor Lilly sprang und ihre Hand nahm „Komm ich zeig dir dein Zimmer, ich hab es heute Morgen noch zu recht gemacht. Es wird dir gefallen“, kicherte sie. Fast übermotiviert zog sie die schüchterne Lilly durch das Gebäude und warf hier und da einen Kommentar zu Dingen und Bildern an den Wänden in den Raum. Angestachelt durch die Aufforderung, Geschichten über die Familie hören zu wollen, ignorierte Libby völlig die Tatsache das der neue Hausbewohner eigentlich etwas essen wollte. Luise sah den beiden jungen Mädchen kopfschüttelnd nach und murmelte ein leises "Später".
Das Schloss war nicht nur alt und gigantisch, sondern schien gebaut worden zu sein um sich darin zu verlaufen. Ganze 4 mal änderte Libby mit quirliger Stimme die Richtung weil sie mal wieder mehr auf Worte, als auf den Weg konentriert hatte. Erst als sie im rechten Flügel ankamen, blieb Libby an einem Portrait stehen das hinter Weinroten Vorhängen verborgen war. Mit aufgeregter Mine wand sich das rundliche Hausmädchen, ihrer Begleitung zu. Eine völlig neuer Ausdruck erschien auf dem Gesicht.
„Niemand im Haus weis warum das Bild zerschlissen wurde, aber wir vermuten das ER es selbst war“, das kleine Wort "ER", sprach sie wie etwas verheißungsvolles aus, als würde es sich hierbei um einen Geist oder Phantom handeln. Mit der linken Hand zog sie einen der Vorhänge beiseite und gab den Blick auf ein altes in Gold gerahmtes Ölgemälde frei. Mit ungefähr der Größe eines ausgewachsenen Mannes prankte es an der Wand. 4 tiefe Schlitze zogen sich Quer durch das Papier und ließen es in Fetzen runterhängen. Anscheinend war es mit etwas sehr scharfen, durch brachiale Wut unerkennbar zerrissen worden. Nur noch der Ansatz von etwas Tiefgoldenes wie der Rahmen selber, was man vielleicht als Haare interpretieren konnte und eine königsblaue Robe war zu erkennen. Unter dem Bild war ein kleines Schild angebracht wo man etwas eingraviert hatte. Doch auch dort hatte man mit einem Messer gewütete und die Identität vollkommen entfernt.
„Wir wissen nicht genau wen das Bildnis zeigt, aber Luise und ich sind uns sicher dass es womöglich Cruce Hollow sein könnte“
Libbys Stimme war um einige Oktaven leiser aber dafür umso spitzer geworden. Es schien sie völlig aus dem Häuschen zu bringen und trat so dicht an das Bild als würde sie versuchen jeden Pinselstrich einzeln damit erkennen zu können „Ich wünschte es gäbe ein Bild von ihm. Ich hab Dinge gelesen, die ich mir im Kopf so schwer vorstellen kann“, hauch sie und strich mit den Fingern über das Papier.
Plötzlich hielt sie inne und verharrte mit Mimik und Gestik. Ein Blick, als ob sie sich bei etwas verbotenem ertappen würde, schimmerte in ihren Augen auf. Dann lachte sie glockenhell und leicht schrill und schüttelte den Kopf.
„Ich träume schon wieder wirres Zeug, sag das bloß Luise nicht sonst kommt sie wieder damit, das ich verrückt bin und als alte Jungfer sterben werde“, kicherte sie und griff nach Lillys Hand. Nach dieser etwas merkwürdigen Unterbrechung, fand Libby wieder zu ihrem quirligen Ich zurück und zog das blonde Mädchen weiter durch das große Schlossartige Haus. Endlich, nach der gefühlten 20 Abbiegung um dunklen staubige Ecken mit alten Rüstungen, kam das Dienstmädchen vor einer großen schweren Doppeltür zum stehen. Sie war aus dunkler Eiche und wie unten die Halle, war sie ebenfalls mit Schnitzereien verziert worden. Rosenzweige mit Dornen rankten sich um den Rahmen bis hin zu dem goldenen Griff auf den Libby nun die Hand legte „Amanda hat den totalen Zickenkrieg veranstaltete, weil sie das Zimmer haben wollte. Es gehörte Ursprünglich Lady Delicia, der Schwester von Cruce und es soll ihr Geheimnis bergen warum sie verschwunden ist. Spannende Geschichte und auch etwas gruselig, aber wie das meiste total überzogen. Wie eigentlich alles hier“, sie verdrehte die Augen und winkte handwedelnd ab „Wie auch immer. Amanda, hat sich total mit Ikarus angelegt und selbst der konnte sie nicht beruhigen und glaub mir Ikarus bringt sonst jedem zum Schweigen“
Libby verzog spielerisch ihr Gesicht und tat ihr bestes um das ernste Gesicht von Ikarus Monroe nachzuäffen. Schaffte es jedoch nicht, da sich ihr Lachen immer wieder hervordrängte und so fügte sie zum Schluss nur noch hinzu bevor sie die Tür aufstieß „Erst als ER ein Machtwort sprach, hörte sie auf. Ich glaub das ganze hat ihr ziemliche Probleme bereitet. Da fällt mir ein du weist ja gar nicht wer Amanda ist", mit einer Kunstpuase holte sie Luft und setze dann eine äußerst betretende Mine auf, als würde sie Lilly verkünden das sie sich mit Luzifer ein Zimmer teilen müsste "Amanda Monore ist Ikarus verzogene Tochter und somit deine Cousine. Du hast ganze 3 Stück davon. Mein Beileid. Obwohl Quentin eigentlich ok ist. Für Monroe Verhältnisse versteht sich"
Ein letztes mal verdrehte sie die Augen und drückte dann mt ihrer Hand die immer noch auf der gleichen Stelle lag, die Klinke runter und die Tür öffnete sich. Lautlos gab sie den Blick auf eine Suite im Victorianischen Stiel frei. Ein großes Bett mit weißen Pfosten und vergoldeten Schnörkeln in Form von Rosen, hielten einen schweren blauen Baldachin. Hohe Fenster waren mit langen schweren Vorhängen in derselben Farbe verhangen worden und eine Sitzgruppe in der Ecke lud zum gemütlichen Lesen am Kamin ein. „Also falls was ist, einfach auf den Knopf neben dem Bett drücken, dann hören ich oder Luise das unten“, informierte Libby mit hüpfender Sgimmlage und wollte sich gerade zum gehen umdrehen als ihr noch etwas einfiel „Ach ja …“, murmelte sie und biss sich auf die Lippen. Das was nun folgte schien ihr wohl mehr als unbehaglich zu sein, oder gar selbst Angst zu machen, denn ihr Haltung war nicht mehr die eines offenen unbeschwerten Charakters
„Das was nun folgt ist kein Rat, oder eine Hausordnung. Es ist die Erste und wichtigste Regel, die du beachten solltest um hier zu Leben oder besser gesagt zu überleben“, der Blick aus den braunen Augen war ernst und direkt „Geh niemals durch die schwarze Tür im Dritten Stock des linken Korridors, ok? Niemals, egal was du tust."





Lilly wurde so schnell, wie sie auf dem Barhocker gesessen hatte, wieder nach unten gezogen. Leicht verzweifelt tapste sie hinter dem Mädchen nach. Je mehr sie über Essen nachgedacht hatte, desto hungriger war sie durchaus geworden. Mittlerweile hing ihr ihr eigener Magen in den Kniekehlen, aber das interessierte das Mädchen nicht. Sie sah aus, wie eine dieser Puppen, die sie früher immer an die Mädchen verteilt hatten im Heim, wenn mal wieder eine Spende eingetroffen war. Sie selbst hatte nie so eine Puppe gewollt, dieses Dauergrinsen fand sie etwas gruselig. Doch bei dem aufgeweckten Mädchen hier, schien es einfach ihrer Überzeugung zu entsprechen. Sie war eine Frohnatur, was das junge Mädchen nicht verstehen konnte. Aber wahrscheinlich hatte sie zu viel durchgemacht, als dass sie nun glücklich durch die Gegend springen konnte und an jeden Blumen verteilen konnte. Denn genau so wirkte Libby in diesem Moment auf sie. Kurz sah sie noch Luise, doch da war sie auch schon aus der Küche und wieder auf den Weg in eine ihr unbekannte Welt, die sie erkunden konnte.
Je mehr das quirlige Mädchen redete, desto mehr stieg in Lilly der Wunsch nach einer Kopfschmerztablette. Sie war so viele hohe Töne einfach nicht gewöhnt. Aber hier würde man sich anschreien können, und jemand im anderen Teil dieses Schlosses würde es nicht merken. Wahrscheinlich würde man hier jemanden in der einen Ecke jemanden zu Tode quälen können und in der anderen Ecke würde man nicht mal den leisesten Ton hören können. Auf der einen Seite war das wirklich faszinierend, andererseits auch ziemlich gruselig. Wer wusste, was in diesen Gemäuern schon getrieben wurde, was niemand mitbekommen hatte? Leicht verzog sie für einen kleinen Moment das Gesicht. Ihre Ohren hatte sie schon halbwegs abgeschaltet und war so in Gedanken versunken, dass sie im ersten Moment nicht einmal merkte, dass das junge Mädchen vor ihr stehen geblieben war. Gerade noch rechtzeitig, konnte sie sich allerdings abfangen, um nicht über sie zu stolpern.
Leicht hustete sie, um ihren Schock zu verarbeiten. Sie folgte mit ihrem Blick dem von dem jungen Mädchen und landete bei dem verhangenen Gemälde. Als sie ihn auch nur IHN nannte, wurde ihr das langsam doch etwas lächerlich. Waren sie denn hier bei Harry Potter und Du-weißt-schon-wem? Deshalb stürzte sie leicht die Lippen, konnte ihre Neugierde aber auch nicht unterdrücken und schaute hinter den Vorhang. Viel erkannte man nicht mehr, nur die zerschlissenen Streifen, die nicht aus dem Rahmen fallen wollten. Irgendwas in ihr wollte sie dazu drängen, ein Stück zu berühren. Es war wie ein innerer Drang, den sie unbedingt erfüllen wollte. Doch dann riss sie Libby wieder aus ihren Gedanken. „Cruce Hollow?“, fragte sie dann leicht verwirrt nach und blickte wieder zum Bild. Doch mittlerweile war das alles verfolgen. Sie stellte sich keine Fragen mehr, auf die sie eh keine Antwort wissen würde. Wahrscheinlich war es besser, wenn sie schwieg. Sie wollte wahrscheinlich manche Dinge über dieses Schloss gar nicht wissen. Und wenn das Gemälde zugehangen war, dann gehörte das bestimmt auch dazu, was sie bestimmt nicht wissen wollte. Also biss sie sich auf die Unterlippe und brachte wieder Abstand zwischen sich und dem Bild. Allein schon deshalb, weil sie nicht wieder so einen Drang verspüren wollte. Aber offenbar ging es dem Mädchen ja nicht anders, da sie nun das Bild berührte. Ihr Herz begann heftig zu klopfen, aus Angst was nun passieren würde. Doch dann erklang bloß das Lachen des jungen Mädchens vor ihr. Ihre Augenlider flimmerten etwas und sie legte ihre Hand für einen Moment auf ihr Herz. Dann atmete sie wieder durch und öffnete ihre Augen.
Nicht mal konnte sie wirklich was erwidern, da sie direkt wieder weiter durch die Gänge gezogen wurde. Ob sie jemals wieder hier raus finden würde? Sicher war sie sich nicht. Sie wusste ja nicht mal mehr, wie sie zur Treppe kam. Und da war sie heute schon mehrfach gewesen. Sie fühlte sich mittlerweile wirklich wie in eine andere Zeit versetzt. Eine Welt ohne Fernseher, Internet und all diesem Schnick Schnack. Ob sowas hier überhaupt funktionieren würde? Wahrscheinlich nicht, so weit wie es von der Zivilisation entfernt war. Doch was sollte sie sich darüber Sorgen machen? Sowas technisches besaß sie ja nicht mal. Sie hatte nur ihre geliebten Bücher, den Block und ihre Malutensilien.
Als sie dann anfing mit Namen um sich zu schmeißen, fühlte sie sich ein bisschen verlassen. Doch dann vernahm sie etwas, was ihr ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Sie hatte 3 Cousinen? „Ich habe eine Familie.“, flüsterte sie leise und ließ sich von Libby gar nicht mehr reizen mit ihrer Art und Weise. Sie war nun viel zu beflügelt, als ihr das endlich richtig klar war. Jahrelang hatte sie gedacht, dass sie alleine auf der Welt war, doch nun hatte sie wirklich Familie. Ein Familienleben. Für Monroe-Verhältnisse. Ihr war es egal, dass ihre Familie angeblich so komisch war. Sie war in diesem Moment froh, dass sie überhaupt eine besaß. Und sie könnten alle an einer Geisteskrankheit leiden, es wäre ihr egal. Sie hatte nun das, was sie sich immer gewünscht hatte. Wovon sie Nacht für Nacht geträumt hatte.
Als sie das Zimmer betrat, war sie schon fast den Tränen nah. Das sollte nun alles ihr gehören? Leicht biss sie sich auf die Unterlippe und hob den Kopf an. Sie durfte nicht weinen. Wie würde das denn rüberkommen? Bei der Warnung nickte sie bloß. „Danke.. Aber ich würde jetzt gerne alleine sein.“, meinte sie dann leise und schon fast tonlos. Langsam ging sie auf das Bett zu und strich über die weißen Pfosten. Als Libby die Tür geschlossen hatte, ließ sie die graue Tasche auf den Boden fallen und warf sich auf das Bett. Sie lachte leise und kam sich irgendwie verrückt vor. Sie fühlte sich in diesem Bett wie im Himmel. Gerüchte und Lästereien hin oder her, sie war hier im Paradies. Das Zimmer war fast so groß wie der gesamte Schlafsaal im Waisenhaus! Und das hatte sie jetzt für sich alleine! Außerdem hatte sie einen riesigen Kamin. Für einen Moment überlegte sie, ob sie nicht die Vorhänge aufziehen sollte, aber sie mochte die Stimmung, die in diesem Moment im Raum herrschte, also wollte sie alles so lassen, wie sie es in diesem Moment vorgefunden hatte. Schnell krabbelte sie wieder vom Bett, doch da dachte sie wieder an die „verbotene“ Tür. Was wohl dahinter war? Eigentlich packte sie die Neugierde, aber dieses Haus barg etwas unheimliches, weshalb sie es sich verkniff, nachzusehen und die Regel zu brechen.
Schnell wühlte sie in ihrer Tasche, bis sie ihren geliebten Block fand. Sie kuschelte sich in das Sofa und begann dann mit feinen Strichen das Bett zu zeichnen. Doch je später es wurde, desto müder wurde sie. Irgendwann fiel sie einfach auf dem Sofa um und schlief ein.





Irgendwo in der Ferne Schlug eine alte Standuhr 3 Uhr, schwer hallend in regelmäßigen Abständen. Dröhnend durch die Dunkelheit des Hauses, in dem sonst alles zu schlafen schien. Doch so finster die Nacht auch war, konnte sie der Neugierde des blonden Mädchens nicht davon abhalten den Geheimnissen auf die Spur zu gehen. Eine alte verstaubte Welt erstreckte sich vor ihr, lag da und schien von allen anderen eher mit Ehrfurcht oder Scheu gemieden zu werden. Aber wie hätte Lilly auch wissen können welche Grausame Vergangenheit auf das Bild lag, vor das sie sich nun gestellt hatte. Noch immer Schlug die Uhr und mit jedem Ton schien das Gemälde immer lebendiger zu werden. Fast als würde es mit ihr flüstern wollen. Die großen Augen waren begannt auf das zerschlissene Papier gerichtete, doch so sehr sie es auch versuchte, sie konnte nichts erkennen. Das Geheimnis des Portraits blieb so schweigsam wie alles andere hier.
Es war erstunlich gewesen, das sie ausgrechnet hier her wiedergefunden hatte. Nachts schien alles noch einmal ganz anders auszusehen wie am Tag. Die Gänge waren verwinkelter und die Abzweigungen verworrener. Nachdem Lilly vorhin auf dem Sofa erwacht war, hatte sie der Hunger so überwältigt das auch das größte Labyrinth nicht hätte im Zimmer halten können.
Die Glockenschläge verklang schwer und als auch der tiefe Ton surrend die letzte finsterste Ecke des Hauses erreichte, befand sich eine Gestalt hinter dem Mädchen. Wie ein Phantom war sie aufgetaucht und bewegte sich nicht. Allein das schwache Licht aus dem Fenster, gegenüber des Bildnis, umriss die Silhouette eines Mannes.
Er war groß. Das war alles was man hätte sagen können ehe er jäh verschwand. Genau in dem Moment als Lilly sich unsicher umdrehte. Die Angst stand ihr im Gesicht, denn das ungute Gefühl beobachtete zu werden verfolgte sie und stand ihr im Nacken. Für einen Moment verharrte sie in der veränkenden Position, ehe sie langsam den Kopf wieder umdrehte um das Bild anzustarren.
Es war weg! Dort wo das zerschlissene Bild eigentlich hängen sollte, war nichts. Nur Tapete dessen Musterung nahtlos in der restlichen Fassade Überging. Wie konnte das sein? Der schreck darüber war so groß das sie nach hinten stolperte. Ihre Füße schlitterten unsicher über den hölzernden Boden und dann tat sich leere auf. Lilly hatte vergessen, oder viel mehr nicht bewusst darauf geachtete, das sie an einer Treppe stand. Schreien viel sie dem Boden entgegen, jedoch blieb der harte Aufprall weg.
Starke Arme umschlossen ihren Körper und eine leise dunkle Stimme drang an ihr Ohr „Du solltest nicht so einen Lärm machen, wenn Ikarus dich hört dann kannst du dich von deiner Freiheit verabschieden. Er sperrt gerne mal den einen oder anderen Störenfried in sein Zimmer ein“, lachte die noch jungenhafte männliche Stimme. Gerade als beide Gestalten sich aufrappelten und Lilly wieder auf eigenen Beinen stand, wurde das Licht angemacht. Ikarus Monroe stand in Morgenmantel und äußerst verbitterte Mine vor dem Mädchen und ihrem Retter.
„Was zur Hölle ist hier los?“, raunte er barsch und sah von der zu tode erschrockenen Lilly hinüber in das markante Gesicht eines verschmitz, verschlagenen Jungen. Es war schwer zu sagen ob er älter oder im gleichen alter wie Lillys selbst war. Seine Haltung allerdings war förmlich und Standhaft.
Die Mundwinkel tief nach unten gezogen und das Aschfarbende Haar verfilzt, sah Ikarus hingegen aus wie der lebendig gewordene Ebenezer Scrooge. Die braunen Augen funkelten beide wütend an und rissen kurz sich erschrocken auf als sein Blick den leeren Platz des Bildes streifte.
„Schon wieder ….“,murmelte er und verschränkte die Arme um seinen nächsten Anordnungen ausdruck zu verliehen „Quentin bring Lilly zurück in ihr Zimmer und dann gehst du selbst zu Bett. Wir reden da Morgenfrüh drüber“, warf er barsch den Jungen namens Quentin zu und nickte mit dem Kinn harrisch zu Lilly. Das Verschwinden des Portraits schien den alten Mann zu verunsichern und ihn in Gedanken zu reißen, was Lilly und den Jungen neben ihr, vor einem nächtlichen Einlauf bewahrte. Glück im Unglück auf mehrfache Art für sie, wie Quentin ihr später schmunzelnd sagte. Ikarus selbst, warf kurz einen scharfen Blick auf die Kinder hob den Finger den er auf beide gerichtet hatte. Doch als er wieder zum leeren Platz unter den Vorhängen sah, ließ er ihn sinken. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte er sich um und verschwand. Der braunhaarige Junge seufzte erleichtert auf und lachte dann „Knappe Sache, ein Glück das dieses Haus so launisch ist. Sonst müssten wir wohl morgen den Hausputz verrichten“, flötete Quentin und streckte die große Hand zu dem Mädchen aus.
„Quentin Monroe, dein Cousin. Eigentlich hätten wir erst Morgen die ehre haben sollen, aber wie es aussieht hat das Schicksal es anders gewollt“, witzelte er und zwinkerte mit dem linken Auge. Er hatte eine kokette Ausstrahlung und schien den Schalk im Nacken von fröhlichen Kindertagen noch zu haben. Doch etwas bitteres lag in seinen Augen. Schien dies aber mit einem charismatischen Lächeln kaschieren zu wollen. „Sooo…“, murmelte er und sah sich Lilly von oben bis unten an
„Du bist also die verschollene Braut … ähh Cousine ….“, ein zucken lag um seine Mundwinkel als seine Augen bei den hellblonden Haaren hängen blieb „Amanda wird wohl schlechte Laune bekommen, wenn sie sieht das du süß und Blond bist. Sie hatte auf eine dicke, dumme und dunkelhaarig Verwandschaft gehofft“, die Haarfarbe schien Quentin wohl ein besonderes Merkmal zu sein denn er musterte den Schimmer ihrer Haarfarbe eine ganze Weile, als würde er dort etwas wertvolles erkennen. Als Lillys Cousin die gerunzelte Stirn mit den fragenden Blick sah, hob er die Augenbrauen und winkte dann ab
„Ach frag lieber nicht. Wenn man als Monroe geboren wird, bekommt man nicht nur Erbe gut geschriben sondern auch eine psychischen Knall. Die meisten Familienmtglieder sind entweder ermodet worden, oder aber in der Anstalt verschwunden. Ich für meinen Teil hoffe, das ich lieber mein Ende mit einer sauberen Kugel im Kopf begrüßen darf“, brummte er mit größter btterer Ironie und zuckte mit seinen Kopf in Richtung des Flures, aus dem Lilly vorhin gekommen war. Jedoch ließ diese nicht locker und so gab Quentin schon nach der ersten Abbiegung nach
„Es ist weil ER auf blonde Haare steht. Zumindest glauben das alle. Was für mich Stuss ist, denn es ist nicht gerade so, als ob das auf seinem Facebookprofil stehen würde. Generell wissen wir eigentlich nichts über IHN. So wenig wie er Preis über seine Absichten und Vorlieben gibt, könnte alles möglich sein“, kaum das Quentin auffiel wie viel er erzählte, verstummte er auch schon wieder. Mit verhaltender Mine schien es ihm allerdings eine Qual zu sein, nicht weiter reden zu können.
„Egal, mach dir lieber dein eigenes Bild. Man wird dich eh noch früh genug versuchen in Rollen zu drängen und Dinge glauben zu lassen, bis du dich fühlen wirst wie ein wahrer Insasse in der Irrenanstalt und ….“, er brach ab.
Der braunhaarige große Junge biss sich auf die Lippen. Abwehrend hob er die Hände und ließ sie letzendlich erschlaffend sinken
„Kein gutes Thema, für diesen Moment. Du solltest lieber schlafen gehen, bevor Ikarus dich noch Schuhe putzen lässt“, und da war es wieder. Sein süffisantes Lächeln, als ob er sich selbst nicht ernst nehmen würde.
Vertrauensvoll legte er ihr eine Hand auf die Schulter und blickte dem Mädchen in die Augen "Im übrigen, ich finds großartig das du hier bist. Auf merfache weise", mit diesen Worten dessen Subtext offensichtlich auf etwas hindeuten sollte, ließ er Lilly an ihrem Zimmer alleine zurück. Es war nun fast 4 Uhr und der Morgen begann am Horizont zu grauen.





Dieses Bild. Es schien etwas ansich zu haben, was sie faszinierte. Wie gerne würde sie wissen, was darauf zu sehen ist. Niemand weiß, wen das Bild zeigt, hatte Libby ihr vor wenigen Stunden noch gesagt. Ob sie in der Lage wäre, ihn zu zeichnen, wenn sie nur ein vollständiges Bild hatte? Die Zeichenkunst war ihr in die Wiege gelegt worden, doch sie hatte noch nie von etwas Unbelebten abgemalt. Zumindest so unbelebt wie ein Bild. Nachdenklich musterte sie das zerschlissene Papier. Die wildesten Geschichten bildeten sich in ihrem Kopf. Natürlich könnte es ein Messer gewesen sein, aber Klauen waren doch irgendwie wahrscheinlicher. Vier glatte Schnitte, welche Klinge konnte das denn bitte schon so genau?
Doch ihr Magen knurrte für einen kleinen Moment und erinnerte sie daran, warum sie eigentlich wirklich hier war. Auf dem Weg in die Küche war sie hier her gekommen. Eigentlich war es ein Wunder, dass sie überhaupt noch etwas widergefunden hatte. Dieses Schloss war für sie ein Labyrinth aus Geheimnissen. Aber auch aus unzähligen Gängen. Einerseits quälte sie ihr Hunger, andererseits wurde sie aber auch von diesem Gemälde gequält. Ihr stand die Neugierde ins Gesicht geschrieben. Wie gerne sie einfach hinter die Fassade blicken würde, um endlich die Wahrheit herauszufinden. Um endlich irgendwas über dieses Haus herauszufinden, was ihr nicht erst später gesagt wurde. „Wer bist du nur?“, flüsterte sie leise und klang dabei schon fast wie das junge Hausmädchen, was sie hier herumgeführt hatte.
Doch als die Uhr endlich verstummte, war es, als ob sie einen Blick auf sich spürte. Es war drei Uhr in der Nacht, wer sollte denn da durch die Gänge schleichen? Sie selbst vermutete mittlerweile hinter jeder Ecke einen Massenmörder oder eine Todesfalle. Da würde sich doch niemand freiwillig hier her trauen. Jedoch stand ihr die Neugierde im Weg, um einfach wieder zu gehen. Langsam wandte sie ihren Kopf über die Schulter. Fand nur den leeren Gang vor. Leicht schüttelte das Mädchen den Kopf, wurde sie jetzt etwa schon verrückt? Nach nicht einmal 24 Stunden in diesem Haus? Doch auch, wenn die Neugierde aus ihren Augen sprach, so sprach die Angst aus dem restlichen Gesicht. Ein kleiner Teil von ihr wünschte sich sogar zurück nach New York. Eine andere Familie sollte sie doch adoptieren! Jedoch wandte sie dann ihren Blick zurück, nur um ebenfalls nichts vorzufinden. Als ihre Augen die blanke Wand entdeckten, riss sie ihre Augen auf. Sie stolperte etwas zurück, spürte die Treppenstufe und dann die Luft. Leise schrie sie auf und kniff fest die Augen zu. Bereit für den Aufprall, der ihr wahrscheinlich das Genick brechen würde.
Doch der Aufprall kam nicht und stattdessen spürte sie zwei starke Arme um ihren Körper. Ihr Herz raste vor Aufregung und vor Angst. Als die Stimme auf ihr Ohr traf, bekam sie eine Gänsehaut. Es war so eine typische Stimme, die Mädchen dazu brachte, reihenweise umzufallen. Sie konnte sich damit allerdings nicht befassen. Sie konnte nicht mal mehr sprechen, weil es ihr noch immer im Nacken saß. Erst der Blick – und sie war sich sicher, dass jemand sie beobachtet hatte – und jetzt noch dieses Bild! Sie war doch in einem verdammt schlechten Film gelandet. Langsam rappelte sie sich auf und strich über das Kleid, was sie noch immer trug. Sie hatte sich nicht umgezogen, nachdem sie das Zimmer betreten hatte, weshalb der blaue Stoff noch immer um ihre Beine wehte.
Als ihr Onkel auftauchte, zuckte sie unweigerlich zusammen. Er sah nicht nur wie der Typ aus, der Leute einsperrte. Sondern auch, wie der Typ, der Leute mit seinem Stock schlug, den er scheinbar nie aus der Hand legte. Morgen früh darüber reden.. Was wollte man denn da reden? Sie war so in Gedanken bei diesem Bild, dass sie an etwas anderes in diesem Moment gar nicht denken konnte. Doch dann verschwand er wieder. Ein launisches Haus? Ok, wahrscheinlich war sie in einer Irrenanstalt gelandet. Langsam wandte sie sich also zu ihrem Cousin um. Sie blinzelte ihn für einen Moment verständnislos an, ehe sie nun nach seiner Hand griff und diese etwas schüttelte. Sie kam sich mittlerweile einfach nur noch seltsam vor. Bei seinen Worten verzog sie leicht die Mundwinkel. „Ich glaube nicht mehr an das Schicksal.“, meinte sie dann leise. Weil wenn es sowas wirklich geben sollte, dann war es eine wahre Bitch! Zumindest zu ihr und ihrem Leben, oder wie sollte man es anders beschreiben, was bei ihr bisher gelaufen war? Allerdings wollte sie auch nicht so verbittert wirken, wie es Ikarus tat.
Sie konnte den musternden Blick auf sich spüren. Was starrte er denn so ihre Haare an? Sie war innerlich schon drauf und dran, danach zu greifen. Als ob es irgendwas ändern würde. Leicht verwirrt und fragend blickte sie Quentin an. Dass er ihr irgendwo ein Kompliment gemacht hatte, bemerkte sie nicht. Wollte sie wahrscheinlich auch nicht bemerken.
Auf seine Worte hin verzog sie leicht das Gesicht. „Vielleicht sollte ich doch hoffen, nicht dazuzugehören, wenn mein Ende so aussieht.“, murmelte sie leise. Es klang wie ein Scherz, doch eigentlich war es die bittere Wahrheit. Sie wollte weder ermordet noch eingewiesen werden. Sie konnte sich auf jeden Fall schöneres vorstellen! Sie folgte ihm dann durch den Gang, doch die Neugierde trieb sie weiter. „Was hat es denn auf sich damit?“, fragte sie nun doch etwas neugierig nach. Dass das Mädchen namens Amanda sie hassen würde, war ihr in diesem Moment nur noch schmerzlicher bewusst geworden. Was für ein Spaß das hier werden würde. Als der Junge dann ebenso anfing, nur ER zu sagen, konnte sie sich das Augenverdrehen echt nicht mehr verkneifen. Sie konnte kaum glauben, dass sie hier über einen Geist redeten, also konnte man es doch auch beim Namen benennen. Aber scheinbar würde sie mit ihrer forschen Art noch öfters auf Konfrontationen stoßen. Und da ihr Cousin sie wenigstens zu mögen schien, wollte sie es sich nur ungerne mit ihm verscherzen. Vielleicht konnte er sie ja gegen ihre Cousine verteidigen?
Bei seinem Blick schluckte sie etwas, war gar nicht mehr in der Lage etwas zu erwidern, bevor er schon verschwunden war. Langsam wandte sie sich zu der Tür, hinter der ihr Zimmer lag. „Wo bin ich hier nur reingeraten?“, fragte sie sich leise, ehe sie den Raum betrat. Kaum, dass die Tür ins Schloss gefallen war, begann ihr Magen zu knurren. Genervt schlüpfte sie aus ihrem Kleid und in ihre Schlafsachen. Wenigstens ein paar Stunden Schlaf wollte sie noch nachholen, bevor es letztendlich zum großen Knall am nächsten Morgen kam.
Als es an ihrer Tür klopfte, war es gerade mal um 8 Uhr in der Früh. Wirklich viel hatte sie nicht geschlafen, doch scheinbar hatten sich hier feste Zeiten eingespielt, an die sich gehalten werden musste. Müde ließ sie sich aus dem Bett fallen. Sie schlüpfte in eine Leggins und zog sich einen Pulli darüber, der ihr deutlich zu groß war. Man hatte ihr gesagt, dass er ihrem Vater gehört hatte. Mit den Haaren zu einem Zopf geflochten, begab sie sich nun wieder auf die Suche nach der Küche. Doch schon bald vernahm sie Stimmen aus einem Raum. Schnell näherte sie sich diesem, ehe sie die Tür öffnete. Darin saßen ihr bekannte und ihr unbekannte Gesichter. Sie kniff leicht die Augen zusammen, als sie direkt in die Sonne blickte. „Morgen.“, murmelte sie und schirmte dann ihre Augen vor der Sonne ab. Nur um zu bemerken, dass alle sie anstarrten.





„Hat es begonnen?“, fragte eine weibliche Stimme im beiläufigen Ton als Ikarus durch die Tür in das alte prunkvolle Schlafzimmer trat. Der Mann blickte auf, sah jedoch nicht die Frau an sondern das Bild was über ihr hang. Es zeigte zwei kleine Kinder, dass eine mit goldenen ein Jungen und das Mädchen neben ihm, mit silberblonden Haaren. Sie hielten sich bei den Händen und obwohl sie umgeben von Reichtum waren, schienen ihre Augen zu weinen. „Dann müssen wir beginnen Vorkehrungen zu treffen“, murmelte die Frau und senken ihre Blick wieder hinab auf die Lektüre in ihren Händen. Mit schweren Worten auf den Lippen öffnete der alte Mann seinen Mund, doch er brachte kein Ton heraus. Als er wieder das Bild mit den zwei Kindern anstarrte schien er wie in Trance. Eine Weile verging, bis endlich die Stimme wieder zu ihm fand „Das Bild von Cruce ist verschwunden“, murmelte Ikarus und stieg zu seiner Frau ins Bett. Endlich schien auch bei ihr Regung in den kalten Augen zu kommen. Doch anders als bei ihrem Mann war der Blick von Feuer gepackt „Was hat er vor?“, raunte sie in die offene Dunkelheit des Schlafzimmers. Das Paar sah sich nicht an. „Ich weis es nicht, aber ich hab kein gutes Gefühl dabei“, hauchte er und legte sich dann mit auflammenden Kopfschmerzen hin.
Das Frühstück verlief wie jeden Morgen. Ikarus saß als erstes am Tisch, da ihn heftige Schlafstörungen plagten und ihn zu einer Überdosis Kaffee trieb. Seine Frau Cordelia, die zu seiner rechten immer saß kam erst zwei Stunden später dazu und sah mürrisch auf ihr Essen hinab. Jeden Tag versuchte sie Lousie mit ihren bissigen ausgefallenen Wünschen, eines Auszuwischen und fühlte sich in einem Schnippchen geschlagen, wenn die pfiffige Haushälterin es dennoch schaffte den Wunsch nachzukommen. So kaute die Frau mit schneeweißem Haare heute an einem Vollkornbagel mit dänischen Lachs und Chreamschaum Meerrettich. Dazu gab es Papayamouse und eine Schüssel mit Ägyptischen Weizengries. Alles frisch importiert und zum Augenschmaus angerichtete. Doch das half nicht, um Cordelia das lustlose missmutige Verlierer Gefühl auszutreiben. Bis heute war es Ikarus ein Rätzel warum seine Frau die deutsche Frau nicht leiden konnte. Doch er fragte besser nicht, denn er war sich sicher dass es nur zu einer heftigen Argumentation führen würde. Als die Uhr im Wohnzimmer 8 Uhr Schlug tauchten auch Quentin und Amanda auf, die anders als ihre Eltern beide Lächelten. Das hübsche brünette Mädchen mit den immer gespitzten Lippen war wie ihre Mutter eine Könnerin und Herausforderin in allen Dingen. Mit erhabener Eleganz ließ sie sich auf den Stuhl gleich gegenüber ihrer Mutter gleiten, während Quentin auf den Stuhl neben ihr Platz nahm. Kaum das der Junge saß, stellte Lousie eine große Portion Rühreier mit Speck vor seiner Nase. Quentin rieb sich die Hände und tat keinen Hehl aus seine Begeisterung für gutes fettiges Essen. Amanda rümpfte die Nase und begann sofort zu stacheln „So wirst du niemals eine Freundin bekommen“, spottete sie von der Seite und begann nach einem Apfel zu greifen der auf einen Berg von Obst vor sie aufgetürmt worden war. Quentin Antwortete indem er eine besonders vollgepackte Gabel nahm und sie direkt vor den Augen seiner Schwester in den Mund schob „Gott du bist so kindisch.“ Mit angewiderten Gesicht drehte sie das schmale Gesicht weg und sah mit funkelnden blauen Augen hilfesuchend nach ihrer Mutter. Wie erzielt sprang sie auf ihren Sohn sofort an
„Amanda hat recht, Quentin. Wenn du weiter so viel Ungesundes isst, wirst du noch den Familienruf schaden“
Ein auflachen schallte durch den Raum, jedoch kam dieser nicht von Quentin. Es war Samantha, die von allen nur Sam genannt wurde. Mit Ringen unter den Augen stand sie in der breiten Doppeltür zum Esszimmer hin und blickte auf ihre Familie
„Diese Familie hat keinen Ruf mehr, den sie noch verlieren kann. Es sei denn Schauermärchen zählen seit neusten zu einem gute Ruf, dann habt ihr recht und wir sind angesehner als die Queen von England“
Sam nahm weit weg, platz von ihrer Familie die sie alle mit einer Harte Mine anblickte. Schweigen war eingetreten und selbst Ikarus hatte für einen Moment den Blick von der Zeitung erhoben. Niemand wusste etwas darauf zu sagen, bis Amanda die eisige Stimmung durchbrach „Nun sie kennen alle IHN nicht und haben keine Ahnung wie er-„
„Amanda, das reicht“, fauchte Ikarus und hatte mit der Hand auf den Tisch gehauen. Niemand traute sich zu Ikarus zu sehen und seine Frau tat ganz so als sei nichts geschehn. Amandas Augen füllten sich mit wutentbrannten Tränen, als ihr Vater fortfuhr „Ich hab dir gesagt das du darüber so nicht mehr reden sollst. Am besten gar nichts. Das ist nichts was überhaupt zu Sprache gebracht werden sollte. Vergiss IHN, ist das klar?“
„Aber…“
„HAST DU MICH VERSTANDEN?“, schrie Ikarus und war aufgestanden. Er hatte sich über den Tisch zu seiner Tochter gelehnt und sah sie abwartend an. Kurz schürzte Amanda die Lippen und machte den Eindruck erneut wiedersprechen zu wollen. Doch ihr flüchtiger Blick zu ihrer Mutter, die sie mit einem vielsagenden Blick ansah brachte sie zum Einlenken. Mit schwachem Kopfnicken erwiderte die älteste Tochter Monroes, Ikarus Aufforderung und begann auf ihre Hände zu sehen. Kurz brummte der alte Mann auf und verschwand dann vom Tisch. Vieles war ein Geheimnis, aber keines war das der Name des myteriösen sechsten Famielienmitglied Lillys Onkel zur Weißglut brachte.
Mit wehenden Mantel rauschte er an Louise vorbei, die Sam gerade ihr zuckrigen Cornflakes brachte. Als sie die Schüssel vor dem Mädchen abstellte wand sich der Kopf der Haushälterin zu Amanda deren Tränen nun stumm über die Wangen liefen
„Du weist doch wie es sein wird, daran können auch die heftigsten Gefühle nicht ändern“
Weise Worte von einer weisen Frau. Ein Lächeln ging über die alten Lippen und in Cordelias Augen schwammen dunkle Schatten
„Du hättest ihn niemals sehen sollen, Kind“, murmelte sie und schien ein betroffenes Gesicht hinter ihrer immer kalten Mine zu verstecken „Niemals…“, hauchte sie und drehte sich dann um und verließ wie ihr Mann den Raum.
Eine Weile herrschte Stille, in der die 3 Kinder des Hauses sich anschweigend aßen. Nach dieser Auseinandersetzung hatte niemand mehr so recht Lust auf die Laster und Fehler anderer herumzustochern.
Solange bis Libby den Raum betrat und durch ihre quirlige Art, wieder Aufregung in die Gemüter brachte „Oh ist Lilly noch nicht hier? Ich hab ihr extra Frühstück gemacht“
„Sie schläft noch“, erwiderte Louise und begann den Tisch abzuräumen.
„Die wird vermutlich bis Mittag pennen, wenn sie immer Nachts durch Haus geistert?“, viel Quentin mit ins Gespräch ein. Nun war sie wieder da, die Atmosphäre der Lasterhaftigkeit und Geschwätzes. Amandas Augen funkelten und Sam hatte ihren düsteren Blick verloren „Du kennst sie schon?“, fragte seine kleine Schwester und beugte sich über den Tisch zu ihrem Bruder
„Wie sieht sie aus?“, fügte Amanda hinzu und versuchte beiläufig zu klingen. Doch in ihren Augen funkelte die Neugierde perfiede. Das älteste der 3 Kinder begann sich von seinen 2 jüngeren Schwestern langsam belästigt zu fühlen
„Ich sag nur so viel, sie ist genau das, was nicht gut für das ganze sein wird“, und mit dieser Unverständlicher Aussage stand er auf, nahm seinen Teller mit Speck und verschwand damit auf sein Zimmer. „Hä?“, raunte Sam und sah ihren Bruder nach „Das heißt "Bitte, Was?"...!“, verbesserte sie Amanda und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen ihren Stuhl zurück. Das war schon das zweite mal das sie heut eine Abfuhr bekommen hatte und sowas passte dem hübschen Mädchen gar nicht.
Sam die einen bösen Blick auf ihre große Schwester warf, streckte ihr sie Zunge raus und begann aus ihrer Tasche eine Voodoo Puppe hervorzuholen. Mit einer Nadel begann sie das unförmige Püppchen mit Stichen zu malträtieren „Gott du bist so krank“, verdrehte Amanda die Augen und erhob sich wie eine Prinzessin vom Stuhl. Stolzierend wollte sie gerade den Raum verlassen als ihr eine weitere Person den Weg aus der Tür versperrte.
Es war Lilly.




![]() 0 Mitglieder und 1 Gast sind Online Besucherzähler Heute waren 3 Gäste , gestern 9 Gäste online |
![]()
Das Forum hat 208
Themen
und
1628
Beiträge.
Heute waren 0 Mitglieder Online: |
![]() | Forum Software ©Xobor.de | Forum erstellen |